// von Jens Fischer //
Vor ein paar Jahren war ich regelmäßig ein Mal pro Jahr beruflich für eine gute Woche in Los Angeles zu Gast. Auf Messe im Juni. Wer sich ein bisschen mit Computerspielen auskennt, weiß jetzt wahrscheinlich schon, von welcher Messe ich spreche. Da LA zwar groß, spannend und aufregend ist, ich aber den Pazifik noch größer, spannender und aufregender finde, hatten wir uns immer ein Hotel in Santa Monica gesucht, direkt gegenüber vom berühmten Pier.
Nichts ist schöner als komplett gejetlagt morgens um 5 Uhr am menschenleeren Strand spazieren zu gehen, ein Stücken gen Venice Beach und wieder zurück. Auf dem Weg von Santa Monica nach Venice kommt man dann irgendwann an einem typischen Strandrestaurant vorbei, dem Venice Whaler. Sah fein aus, also bin ich mit meinem Kollegen dort abends auf ein Absackerbierchen und Abendsnack eingekehrt. Das Bier war eiskalt, die Aussicht auf der noch sonnigen Terrasse fantastisch. Ein schneller Blick in die Karte reichte, um schnell einen Salat zu ordern. Irgendwas mit Shrimps und Erdbeersauce. So genau hatte ich gar nicht hingeschaut.
Was dann kam, war der bis dahin beste Salat meines Lebens. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Shrimps wurden noch durch Chili-Papaya und Avocados ergänzt. Die Erdbeervinegrette war ein Traum. Der Salat ein Geschmackserlebnis sondergleichen. Gut, ein vorheriges Bier auf nüchternen Magen nach einem laut-bunten Messetag mag dazu sicherlich ebenso wie die Aussicht auf den Pazifik das Seine dazu beigetragen haben, aber diesen ersten Pacific Salad werde ich niemals mehr vergessen.
Ein Jahr später – gleiche Messe, gleiches Hotel, gleicher Kollege – waren wir natürlich wieder im Whalers. Ohne ins menu zu schauen, bestellte ich blind „meinen“ Pacfic Salad. Das Bier kam wieder, die Sonne schien wieder und auch der Pazifik spielte mit und eine Welle nach der anderen rollte gleichmäßig mit und ohne Surfer an den Strand. Und endlich brachte mir unsere bezaubernde kalifornische Kellnerin den Salat. Und plötzlich schien die Welt still zu stehen. Hier stimmte was nicht. Und dann war mir auf einen Blick klar, wo das Problem lag. Es gab keine Papaya auf dem Salat. Nach einer kurzen Schockstarre rief ich also unsere Kellnerin zurück und machte sie – ein wenig theatralisch auf dieses in meinen Augen entscheidende Manko aufmerksam: „Ich bin gestern 10.000 Meilen gereist, nur um jetzt und hier diesen einzigartigen Salat zu genießen“ brachte ich meine Enttäuschung mit stockender Stimme zum Ausdruck. Und was dann passierte, sorgt dafür, dass ich trotz aller Widrigkeiten aktueller US-Politik unbeirrbar an die Menschen in Kalifornien und deren unverbesserlich grundpositive Lebenseinstellung glaube. Muss mit dem Wetter zu tun haben … Man muss sich vorstellen, in einer etwas besseren, wirklich gut besuchten Strand-Sportsbar fehlt halt bei einem Salat die Papaya – und dann beschwert sich da auch noch so ein ausländischer Trottel darüber. Kann man halt sagen „sorry, ist aus“ oder man setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um dem Spinner seinen Pacific Salad zu pimpen. Und genau das hat die Kellnerin getan, deren Namen ich mir ob der dramatischen Umstände leider nicht gemerkt habe. Sie ist förmlich in die Küche gerannt, um irgendwoher noch Papaya zu organisieren. War aber nix zu machen, wie sie mir dann mit so betrüblicher Miene mitteilte, als ob ihr 10jähriger Bobtail gerade gestorben wäre. Aber egal, ihr würde schon noch was einfallen… Mit diesem Versprechen machte sie sich wieder auf den Weg in die Küche – um 5 Minuten später freudestrahlend mit einem extra angerichteten Schälchen mit Chili-Ananas aufzutauchen. Was soll ich sagen, ein mehr als adäquater Ersatz. Aber in dem Moment spielte es keine Rolle, ob es schmeckt oder nicht. Ich war einfach nur geflasht davon, wie sich eine unterbezahlte, gestresste Kellnerin um mich gekümmert hatte. Es mag ja sein, dass diese Freundlichkeit gerade in Kalifornien häufig nur oberflächlich ist. Ist mir aber ehrlich gesagt total egal, besser oberflächlich freundlich als gar nicht. Macht doch das Leben einfacher – und ist oftmals gar nicht so schwer.
Im nächsten Jahr gab es übrigens wieder Papaya … Meine Lieblingskellnerin habe ich aber nie wieder gesehen …
Zutaten für 2 Personen:
- 250 g Salat
- 100 g Erdbeeren
- ½ TL grobkörnigen Senf
- 1 EL hellen Balsamico
- 2 EL + 2 TL Olivenöl
- 50 g Erdnüsse
- 1/2 TL Chilliflocken
- 1 TL Paprika edelsüß
- 1 frische Mango oder 200 g TK-Mango
- 1 Avocado
- 250 g TK-Riesengarnelenschwänze (Abtropfgewicht 225 g)
- Pfeffer
- Salz
So geht’s:
- Mango und Riesengarnelenschwänze im Kühlschrank auftauen lassen.
- Für die Salatsauce Erdbeeren pürieren und mit Senf und 2 EL Olivenöl verschlagen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- In einer Pfanne die Erdnüsse bei mittlerer Hitze rösten. 1 TL Öl hinzugeben, schwenken und dann Chilliflocken und Paprikapulver zugeben und mit den Erdnüssen vermengen. Die Chilli-Erdnüsse zur Seite stellen.
- Salat waschen, in mundgerechte Stücke zupfen und auf einem Teller anrichten. Avocado schälen, den Kern entfernen und das Fruchtfleisch in Stücke schneiden.
- Avocado- und Mangostücke auf den Salat geben und die Salatsauce drüber geben.
- Eine Pfanne erhitzen, 1 EL Öl zugeben und die Riesengarnelenschwänze bei starker Hitze von jeder Seite 2 min braten.
- Riesengarnelenschwänze und Chilli-Erdnüsse auf den Salat geben.